Küchenchaos-ade!
Hand aufs Herz: Wann hat dich ein Rezeptbuch das letzte Mal gefragt, was in deinem Kühlschrank ist? Oder ob du Knoblauch überhaupt magst? Eben. Kochbücher sind wie übermotivierte Freunde und voller guter Ratschläge, aber sie kennen dein Leben nicht. Trotzdem sind sie nicht völlig nutzlos – wenn man sie richtig benutzt. Hier erfährst du, wie […]
Der Hauptgrund für den Kauf von Kochbüchern? Sie verkaufen uns Träume. Wer ein Buch mit dem Titel „30-Minuten-Gourmetküche“ kauft, hofft insgeheim, in nur 30 Minuten ein Gourmetgericht zaubern zu können. Wer „Low Carb – High Fun“ liest, hofft auf eine Bikini-Figur, ohne jemals eine Pommes zu vermissen. Und dann gibt es da noch die Sammler, die einfach schöne Bücher lieben – die aber eher zum Dekorieren als zum Kochen verwendet werden.
Das Problem ist: Die Realität sieht anders aus. Rezepte sind oft komplizierter als sie aussehen, enthalten Zutaten, die nur in Feinkostläden auf einem anderen Kontinent existieren oder setzen Küchengeräte voraus, die du nicht besitzt (und ehrlich gesagt hoffentlich auch nie besitzen wirst).
Wie also findest du Rezeptideen, die zu dir passen? Hier kommen drei einfache Regeln, die dir helfen, aus deinem Kochbuch-Chaos echte Alltagshelfer zu machen.
Drei Regeln, mit denen du alltagstaugliche Rezeptideen sicher findest!
Wenn du die Zutaten nicht in den nächsten drei Tagen organisieren und vollständig verwenden kannst, vergiss das Rezept. Klar, es klingt verlockend, sich auf ein Gericht wie ein „authentisches Thai-Curry mit 12 exotischen Gewürzen“ einzulassen. Aber seien wir mal ehrlich: Wenn du Montagabend hungrig von der Arbeit kommst, wird es sicher keine Tamarindenpaste und Galgantwurzeln im Supermarkt um die Ecke geben. Also frag dich: Habe ich schon mindestens die Hälfte der Zutaten zu Hause? Oder kann ich sie ohne Stress im nächsten Markt besorgen?
Im Rezept steht: „In nur 20 Minuten fertig!“ Aber in der Realität steht man nach 45 Minuten immer noch da und ist am Arbeiten. Rezeptzeiten sind meist für geübte Köche mit perfekten Arbeitsbedingungen gedacht – theoretisch möglich, aber praktisch zu Hause kaum umsetzbar. Im Rezept werden Grundlagen angenommen, wie zum Beispiel, dass du die Fähigkeiten eines Kochprofis hast, deine Messer scharf sind und alle benötigten Gegenstände sauber im Schrank stehen. Naja, und dass es in deiner Küche keine Ablenkungen gibt und du sofort loslegst. Kleiner Hinweis an dieser Stelle: ich bin in so vielen Küchen als Ordnungscoach gewesen und keiner dieser Punkte trifft auf normale Menschen zu. Die Küche ist Lebensraum und das ist auch gut so. Dazu kommt: In Kochbüchern steht nie, wie lange das Aufräumen dauert! Wer ein Gericht in 20 Minuten kocht, hat oft noch 30 Minuten Abwasch vor sich. Also beachte die Zeitangaben kritisch und überlege dir dann, ob du wirklich Lust hast, das Rezept nachzukochen.
Wenn ein Rezept eine teure Spezialmaschine verlangt, überlege gut, ob du sie wirklich kaufen möchtest und ausreichend Stauraum hast.
Beispiel: Du willst einmal versuchen, selbst Pasta zu machen und das Rezept verlangt eine Nudelmaschine. Du hast drei Möglichkeiten:
1. Kennst du einen Bekannten, der ein solches Gerät besitzt? Dann wird das Ganze zum gemeinsamen Kochabend mit Wein. Und warum nicht direkt bei dir?
2. Wenn du Freude am Pasta selbst machen hattest, erfülle dir den Wunsch und kaufe dir ein geeignetes Gerät. Oder war dir der Aufwand zu hoch? Dann
3. kaufe beim nächsten Mal wieder sehr gute frische Pasta
Aber, kaufe kein Gerät für genau ein Rezept. Waffeleisen, Donutmaker oder Sushi-Matten haben nur eine Berechtigung in deiner Küche, wenn du sie regelmäßig nutzt. Sonst sind sie nur Platzfresser, die Staub anziehen.
Es gibt eine unausgesprochene Regel unter Hobbyköchen, dass man alles selbst machen muss. Blätterteig aus dem Kühlregal? Frevel! Vorgewürzte Hähnchenschenkel? Ein Skandal! Aber weißt du was? Profiköche nutzen auch Abkürzungen. Wenn ein Rezept dazu führt, dass du drei Stunden in der Küche stehst, anstatt mit deiner Familie zu essen, dann nimm ruhig Abkürzungen.
Achte dabei aber auf gute Qualität und so kann ein gekaufter Blätterteig dir einfach Zeit und Nerven sparen. Oder vorgekochte Kichererbsen anstelle von über Nacht eingeweichten – völlig in Ordnung! Tiefkühlgemüse statt mühsam geschnippelter Möhren? Es geht darum, effizient und nicht perfekt zu kochen. Dein Ziel sollte sein, bedacht mit deiner Zeit umzugehen, ein leckeres Essen inspiriert von neuen Rezeptideen zu kochen – und nicht der nächste Stern am Kochhimmel zu werden.
Kochbücher sind keine heiligen Schriften, sondern Inspiration. Lass dich inspirieren, aber sei clever. Ein Rezept muss sich deinem Leben anpassen und nicht umgekehrt. Und wenn du merkst, dass du beim Lesen eines Rezeptes schon anfängst, Ausreden zu suchen, dann ist es vermutlich nichts für dich. Wenn ein Rezept nicht zu dir passt, dann blättere einfach weiter! Also, bleib realistisch, mach dir das Leben leichter und vor allem – hab Spaß am Kochen!
Fotocredits: ©istock: dima_sidelnikov
Als Designerin, Küchenplanerin und Ergonomie Coach spricht Bianca Hofmann täglich mit vielen Menschen über ihre Wünsche und Träume rund um die neue Küche. Sie unterstützt Familien mit viel Herzblut und Einfühlungsvermögen dabei, ihren Küchen mehr Struktur und Einfachheit zu verleihen und so die Lebensqualität zu steigern. So wird das Zentrum eines jeden Zuhauses wieder zum Wohlfühlort. Küchenträume werden wahr.
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