Beachte das Wichtigste bei der Planung einer Küche zuerst: Die Ergonomie. Lerne in diesem Beitrag, worauf du achten musst, um auch wirklich eine gute Küche zu planen und wie du die Küche nach deinen Bedürfnissen anpassen kannst.
Um eine ergonomische Küche zu planen, bedarf es erstmal der Analyse, wer alles in der Küche kocht. Für heute nehme ich mal das Beispiel von einer 4-köpfigen Familie mit Mutter, Vater und zwei Kindern. Mutter und Vater berufstätig, die Tochter der Familie ist mit 17 fast schon erwachsen und alle schätzen ein gutes, selbst gekochtes Essen. Dabei kochen alle gleichermaßen gern und jeder Erwachsene ist mal dran, das Mittag- oder das Abendessen zuzubereiten. Also ein bunter Mix an Ansprüchen und Bedürfnissen, die bei der Planung beachtet werden möchten. Nicht nur die Unterscheidung zwischen Mann und Frau, sondern auch die Arbeitsweisen von jüngeren und älteren Familienmitgliedern. Eine ergonomische Küchenplanung nimmt sich der Herausforderung dieser unterschiedlichen Bedürfnisse an. Es wird dabei geschaut, dass die Arbeitsbedingungen für alle Familienmitglieder gleichermaßen optimal sind. Das Ziel ist, Komfort und Effizienz bei der täglichen Küchenarbeit zu schaffen und körperliche Belastung zu reduzieren.
Hier wird zum Beispiel darauf geachtet, dass bei einer kleineren Person im Haushalt alle Türgriffe gut zu erreichen sind und sich Türen nicht nach oben öffnen lassen. In der ergonomischen Küchenplanung geht es also zunächst darum, die Körpergrößen der Familie zu bestimmen, um diese dann auch bei der Arbeitshöhe zu beachten. Die Höhe der Arbeitsplatte ist entscheidend für ein angenehmes Arbeiten in der Küche. Im Durchschnitt ist die Höhe der Platte gemessen an der Oberkante bei 90–94 Zentimetern. (siehe dazu Beitrag Arbeitsplatte). Auch hochgesetzte Geschirrspüler oder Backöfen sind oft gut gemeint von Küchenplanern, doch entsprechen sie nicht für jeden dem ergonomischen Ansatz für optimale Arbeitsbedingungen. Leider ist es in der Vergangenheit schon sehr oft vorgekommen, dass es Verbrennungen am Arm gab, weil die Ofentür zu hoch geplant war.
Meine Empfehlung: Teste die Arbeitshöhen in den Küchenausstellungen und probiere aus, was für dich selbst an hochgesetzten Geräten angenehm ist.
Drei Personen in einer Küche bedeutet auch immer drei verschiedene Ansätze der Suchlogik. In meinen Coachings frage ich oft, wo zum Beispiel das Schneidebrett oder der Pfannenwender hingehört. Es zeigt sich häufig, dass jeder seine eigenen Vorstellungen hat. Frauen neigen dazu, die Küchenhelfer nach Funktion oder auch Material zu organisieren und Männer sind eher pragmatisch – oder auch manchmal chaotisch. Männer sortieren Pfannenwender und Schneidebrett beispielsweise gern in eine Schublade, weil es eben die Dinge sind, die sie am häufigsten brauchen. (siehe dazu Beitrag sortieren). Beides ist nicht falsch. Bei einem Mehrpersonenhaushalt heißt es dann jedoch oft: Suchen. Das raubt Zeit und ist langfristig keine Lösung.
Meine Empfehlung: Entscheide frühzeitig und gemeinsam mit den anderen Köchen, was in welche Küchenschublade kommt, und achte darauf, dass alle diesen Ort kennen. Für mehr Ordnung gibt es auch flexible Besteckschubladen. Hier lassen sich die Fächer einstellen und alles hat einen festen Ort.
Ein Beispiel aus meiner Beratungspraxis: Bei einem Gespräch mit einer Kundin in ihrer Küche beobachtete ich, wie sie hin und her läuft, um mir einen Kaffee zu machen. Das war ehrlich gesagt schon beim Zusehen ein wenig anstrengend. Nach meinem kurzen Nachfragen erklärte sie mir, dass sie es sich so angewöhnt hätte. Sie mache das schon immer so. Kochroutinen und die damit verbundenen Laufbewegungen zu kennen sind essenziell, um gut in einer Küche arbeiten zu können. Dabei kochen Frauen meist mehr und familientaugliche Gerichte in der Küche als Männer, die eher die Outdoorküche betreuen. Auch habe ich beobachtet, dass junge Menschen meist die effizientesten Bewegungen in der Küche haben, da sie wirklich nur das tun, was unbedingt notwendig ist. Sie halten sich unbewusst an das Arbeitsdreieck in der Küche. Sie halten sich nur zwischen Kühlschrank, Spüle und Herd auf und alles drum rum ist für sie nicht relevant. So werden keine extra Tassen für Gäste geholt oder das besondere Messer verwendet, das im Messerblock im Küchenschrank steht. In der ergonomischen Küchenplanung gilt es so wenig Schritte wie möglich und so viel wie nötig zu machen.
Meine Empfehlung: Bewahre nur nützliche Dinge in dem Bereich des Arbeitsdreiecks auf und lasse den Rest los.
Bei der Küchenplanung gilt es, immer zuerst an die Funktionalität zu denken und erst danach an die Optik. Der Küchenraum ist in erster Linie ein Arbeitsraum und diesen gilt es zu gestalten. Eine gut durchdachte, ergonomische Küche erleichtert den Kochprozess mehr als jedes Küchengerät. Im nächsten Schritt der Küchenplanung darf es dann auch um die Optik und die Bestimmung der Farbe gehen. Denn so hält man sich schließlich noch viel lieber in der Küche auf. Mehr zur Thema Licht und Farbe in der Küche findest du hier (Beitrag: Mit Licht und Farbe einen Fokus in der Küche schaffen).
Fotocredits: ©istock/zGel
Als Designerin, Küchenplanerin und Ergonomie Coach spricht Bianca Hofmann täglich mit vielen Menschen über ihre Wünsche und Träume rund um die neue Küche. Sie unterstützt Familien mit viel Herzblut und Einfühlungsvermögen dabei, ihren Küchen mehr Struktur und Einfachheit zu verleihen und so die Lebensqualität zu steigern. So wird das Zentrum eines jeden Zuhauses wieder zum Wohlfühlort. Küchenträume werden wahr.
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