Kolumne Küchenchaos Ade

KOCHCHAOS MIT CHARME: WENN TRADITION AUF ZUKUNFT TRIFFT

Die Feiertage waren ein echtes Küchenabenteuer! Drei Generationen, unterschiedlichste Essgewohnheiten, Hightech-Geräte und hitzige Diskussionen zwischen Sellerieschnitzel und Sonntagsbraten. Komm mit in die Küche, wo Tradition auf Zukunft trifft und die Töpfe genauso heiß sind wie die Gespräche!

Die Feiertage sind vorbei und ich darf sagen: Es war mir wieder ein Fest – im wahrsten Sinne des Wortes. Als Ordnungscoach für Küchen bin ich ja beruflich öfter mal mittendrin statt nur dabei, aber das hier? Das war ein Küchenspektakel der Extraklasse. Schwiegermutter, Schwägerin und der Neffe in der Küche – und ich zwischen Bräter, Gewürzregal und Diskussionen über „das haben wir schon immer so gemacht“. Jede Generation bringt ihre ganz eigenen Vorstellungen mit, wie gekocht, gegessen und gelebt wird. Und obwohl es dabei manchmal ordentlich kracht (vor allem, wenn der Dunstabzug – auf voller Leistung – gleichzeitig mit der Fritteuse läuft) und beim Abwasch geklappert wird, ist es genau diese bunte Mischung, die unsere Küche so lebendig macht.

Die Küche ist das neue Wohnzimmer

Früher war Kochen ja eher so: Mutti steht alleine am Herd, niemand stört es. Alle warten brav im Wohnzimmer auf das Essen. Heute ist das anders. Heute ist die Küche das neue Wohnzimmer – oder eigentlich sogar: die Bühne. Da wird geschnibbelt, gekostet und gelehrt. Und das klappt dann schon mal weniger gut, wenn die Küche nur für eine Person ausgelegt ist: Dann gibt es schnell das schönste Küchenballett mit vielen kleinen Ansagen. „Vorsicht – ich muss hier mal vorbei!“ Dazu kommt, dass jeder noch eine Meinung hat, und zwar eine ziemlich klare. Die einen schwören auf das klassische Sonntagsbraten-Rezept von Oma („Das hat schon immer funktioniert!“), die anderen lesen parallel Ernährungstipps auf Instagram und schlagen Quinoa statt Knödel vor. Und mittendrin ich, während ich Sellerieschnitzel als vegetarische Alternative zum Braten herstelle und der Neffe mir per App zeigt, dass sich der moderne Kühlschrank ganz einfach mit dem WLAN verbinden lässt.

Essen nicht nur, um satt zu werden

Was wir essen? Nun ja – das ist ein ziemliches Buffet. Während einige ganz genüsslich essen, wird bei anderen kurz nachgefragt, ob der Spargel bio ist oder ob Palmöl im Essen verwendet wurde. Das von allen Beteiligten hingezauberte Essen wird dann auch noch via Handy festgehalten und auf Social-Media-Tauglichkeit geprüft. Vor allem die jüngere Generation hat richtig Lust, sich am Tisch mit dem Thema Essen auseinanderzusetzen. Da geht’s nicht nur um Geschmack, sondern auch um Haltung, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Ethik – das sind keine Schlagwörter, das ist ernst gemeint. Auch warum der Onkel nur vegetarisch ist und was seine Beweggründe sind. Ich kenne das gar nicht so von früher, da war das Küchenmotto viel pragmatischer: „Was auf den Tisch kommt, wird gegessen.“ Oder auch gern nach den Feiertagen: „Was noch da ist, wird verkocht.“ Heute werden auch aus dem Resteessen besondere, neue Kreationen geschaffen oder manchmal auf altbewährte Technik zurückgegriffen wie Fermentieren oder Brühen. Kochen ist nicht mehr nur ein Mittel zum Zweck, es ist Statement, Hobby und manchmal sogar Therapie. Das Feiertagsessen ist nicht mehr da, um nur satt zu werden, sondern ein Austausch der Generation.

Altbewährte Rezepte und smarte Helfer

Dabei geht es nicht nur darum, welche Lebensmittel verarbeitet werden, sondern auch wie. Keiner meiner Generation brät noch im Fett schwimmendes Fleisch an, das macht die Heißluftfritteuse viel besser und vor allem gesünder. Das sehen die Großeltern dagegen ganz anders – da ist es Tradition, viel Fett zu verarbeiten. Ich als Millennial lasse mehr und mehr die Technik für einen guten und gesunden Geschmack sorgen. Noch besser: Mein Neffe hat mir ganz stolz gezeigt, wie seine Kochapp auf dem Handy ihn Schritt für Schritt durch ein Rezept führt und nicht nur Handgriffe, sondern auch Zeiten sowie technische Details lehrt. „Da kannst selbst du nichts mehr vergessen“, hat er gesagt. Frech. Aber irgendwo hat er recht: Warum nicht das Beste aus beiden Welten nutzen? Altbewährte Rezepte und moderne Helfer – ein Dreamteam! Was ein echter Schritt nach vorn wäre, wenn die smarte Küche demnächst auch noch beim Aufräumen helfen würde. Doch das ist noch Zukunftsmusik – aber mal ehrlich: Wer hätte früher gedacht, dass man mit dem Handy den Backofen vorheizen kann?

Paar am Tisch

Von Ernährungsgewohnheiten bis hin zu Mülltrennung

Am Tisch war noch ein Thema für alle interessant, und zwar Recycling. Beispielsweise ist die Mülltrennung nicht einheitlich in Deutschland gelöst und so stand die Frage im Raum, wer trennt wie Müll oder was wird zur Abfallvermeidung und Verpackungseinsparung getan. Besonders die Jüngeren waren da sehr engagiert. Zum Beispiel haben sie mir gezeigt, dass sie refurbished Handys nutzen, also aufbereitete Geräte, die wie neu funktionieren und nur leichte Gebrauchsspuren haben. Damit haben sie alles im Griff (und können sich so mit dem Kühlschrank verbinden). Ich fand es sehr angenehm, dass immer mehr auch diese Themen hinterfragt werden. Denn egal ob Veganer, Fleischfreund, Low-Carb-Fan oder Kuchenliebhaberin – wenn wir in der Küche zusammenkommen, ist das immer auch ein bisschen Heimat.

Was ich aus all dem mitnehme?

Die Küche der Zukunft ist nicht nur schlauer, sondern auch menschlicher. Sie ist vernetzt, ist nachhaltig und offen für Neues – aber vor allem ist sie ein Ort, an dem wir uns begegnen und austauschen über die Generationen hinweg. Themen wie Lebensmittel, Kochen und Essen sind Themen, die uns ein Leben lang begleiten. Die Küche als ein lebendiger Raum, in dem gelacht, gestritten, gekocht und gefeiert wird. Und dazu braucht es nur ein bisschen Neugier, ein offenes Herz und vielleicht ein stabiles WLAN – und schon bist du mittendrin in der Küche von morgen. Mir ist dabei nur aufgefallen, dass wir bei der Küchenplanung wieder mehr darauf achten sollten, dass zwei oder drei Personen gleichzeitig in der Küche arbeiten können. Sodass auch mehr Leute eingeladen werden können, in die Küche mitzukommen. Also ran an die Töpfe!

Fotocredits: ©istock: YakobchukOlena

Bianca Hofmann

Über Bianca Hofmann

Als Designerin, Küchenplanerin und Ergonomie Coach spricht Bianca Hofmann täglich mit vielen Menschen über ihre Wünsche und Träume rund um die neue Küche. Sie unterstützt Familien mit viel Herzblut und Einfühlungsvermögen dabei, ihren Küchen mehr Struktur und Einfachheit zu verleihen und so die Lebensqualität zu steigern. So wird das Zentrum eines jeden Zuhauses wieder zum Wohlfühlort. Küchenträume werden wahr.

www.kuechenchaosa.de


Weitere Beiträge “Küchenchaos-ade”

Chat Icon Chat mit Charlene (jede Sprache)